Träume sind Schäume

Träume sind Schäume

Träume sind Schäume 846 605

Wovon träumt eine alte Schachtel, wenn sie sich mal so richtig ungezügelt ihren Fantasien hingibt? Da kommt natürlich viel in Frage, aber ein Rollator mit Turbo-Antrieb, der Autobahn-tauglich ist, ist nicht darunter. So ein Teil soll neulich gesichtet worden sein. Also, ich war’s nicht!

Nein, ich träume zum Beispiel davon, wie Putin, angetan mit einem knielangen, weißen Hängerchen, selig lächelnd über eine Blumenwiese tanzt. Neben ihm jagt Sergei Wiktorowitsch Lawrow im niedlichen Matrosenanzug einem Schmetterling nach. Aber der entwitscht ihm immerzu. Er verwitscht ihn also nicht, weshalb Lawrow anfängt, bitterlich zu weinen. Sergei Kuschugetowitsch Schoigu, im rosafarbenen Kleidchen und mit einem Blumenkranz im Haar, pflaumt ihn an: „Kusch, kusch!“ Er schlägt vor, statt mit dem Schmetterling, dem Spielverderber, lieber mit ihm Fangen zu spielen. Da kommt Xi Jinping angerannt und will auch mitspielen. Er ist aber arg behindert durch seine Ritterrüstung made in China, die dauernd auseinanderfällt – schlechte Qualität wegen Produktklau halt. Jinping knallt dauernd auf die Nase. Sein fetter Cousin im Geiste Kim Jong Un hilft ihm zwar jedes Mal wieder auf die Beine, haut ihm danach aber immer mit seinem Holzschwert auf den Kopf. Nach dem fünften Mal schlägt er vor, lieber koreanisches Uno zu spielen. Weil er dabei aber gewohnheitsmäßig bescheißt, will Jinping lieber Pingpong spielen. Das wollen die anderen jedoch nicht, weil sie nicht so schöne Pingpongschläger haben. Es kommt, wie es kommen muss, ja mei, so sind die Buben halt, des liegt am Testosteron, gell, sie verprügeln sich gegenseitig nach besten Kräften und am Ende sind alle tot. Darüber lachen sich Trump im Dirndl und Bolsonaro im Sari, die zugeschaut haben, ebenfalls tot, während Alice Weidel, die sauer ist, weil die großen Jungs sie nicht mitspielen lassen, trotzig mit dem Fuß aufstampft und mit ihrem Steckenpferd in die Jauchegrube fällt. Und ich wache aus dem schönen Traum auf.

Ich weiß, ich könnte auch davon träumen, wie sich all die Bösewichter vor dem internationalen Gerichtshof winden, das scheint mir im Moment aber in noch weiterer Ferne zu liegen als Putin im weißen Hängerchen. Außerdem würde der internationale Gerichtshof sie ja leider nicht in die Gefängnisse ihrer Heimatländer schicken. Also versuche ich, sie vor meinem inneren Auge so lachhaft und lächerlich wie möglich zu machen.

Sagen Sie jetzt nichts, es tut mir halt gut! Ist ja auch ein alter Psycho-Trick: Wenn du Angst vor deinem Chef hast, stell ihn dir auf dem Klo vor, wo du seine Micky-Maus-Unterhosen sehen kannst, oder so. Keine Ahnung, ob das schon jemals irgendwem geholfen hat, aber es macht auf jeden Fall mehr Spaß, als sich hilflos zu fühlen und innerlich zu zittern wie Espenlaub. Oder als vor Wut dauernd mit den Zähnen zu knirschen und sich das Gebiss zu ruinieren! Lachen, so sagen kluge Menschen, ist eine starke Waffe, und wenn wir schon sonst nichts anderes haben…Mit Vernunft kommt man Deppen jedenfalls selten bei. Ihre ganze Lächerlichkeit zu sehen, ist kein Trost, aber was will man machen? Besser mit Träumen schäumen als vor Wut.

Wahrscheinlich muss man diese innere Haltung noch viel weiter ausdehnen, um im Alltag gar nicht erst so gestresst zu werden vom ganz normalen Wahnsinn und handlungsfähig zu bleiben, obwohl man eigentlich nur noch weglaufen will. Innere Distanz wahren, ohne eine „Rutsch-mir-doch-den-Buckel-runter- ich-kümmer-mich-jetzt-nur-noch-um-mich-und meine-Ansprüche“-Egomanie zu entwickeln, das fällt wahrscheinlich unter die Kategorie „persönliche Reife“. 

Und wenn wir gerade bei Egomanie sind: Wer hat den Aktivisten der „Letzten Generation“ eigentlich ins Hirn geschissen, als sie, um auf die immensen kriminellen Waldrodungen aufmerksam zu machen, einen Baum gefällt haben? Konsequent weitergedacht bedeutet das doch, vor Publikum eine Frau zu vergewaltigen, um gegen Gewalt auf Frauen aufmerksam zu machen, oder jemanden öffentlich zu foltern, um die weltweite Missachtung der Menschenrechte an den Pranger zu stellen? Dass das der richtige Weg ist, ich weiß nicht, ich habe da so meine Zweifel. Manche Dinge darf man nicht auf die Spitze treiben, sonst werden sie völlig sinnlos, und dafür ist Klimaschutz einfach zu wichtig. Außerdem: Aktionismus um des Aktionismus willen ist von Übel, das könnte sich die letzte Generation von einem Überbleibsel der 68er Generation sagen lassen. 

Ich fürchte, die bringen sich mit solchen hirnrissigen Aktionen noch um das letzte bisschen Verständnis für ihr Anliegen, auf jeden Fall um das Verständnis für ihre Vorgehensweise. Es ist in meinen Augen schon sehr viel Egomanie mit im Spiel, wenn man auf Teufel komm raus Aufsehen erregen will – der Sache dient man damit jedenfalls nicht. Schönen Gruß bei dieser Gelegenheit auch an die Damen Schwarzer und Wagenknecht. Okay, jeder blamiert sich, so gut er kann – und die zwei haben es echt drauf, man könnte sich ausschütten vor Lachen! Wer soll solche „Feministinnen“ und Friedensengelchen eigentlich noch ernst nehmen? Wenn ich mal wieder von einer Frühlingswiese und weißen Hängerchen träume, dürfen die zwei mitspielen.

Bild von annca from Pixabay