Das Wünschen höret nimmer auf!

Das Wünschen höret nimmer auf!

Das Wünschen höret nimmer auf! 846 605

In meiner Familie häufen sich gerade die Geburtstage, das ist eine Zeit, in der viel von Wünschen die Rede ist. Als Großmama bin ich natürlich stets bestrebt, den Enkelkindern so viel Freude wie möglich zu machen, also frage ich nach Wünschen. Meine jüngste Enkeltochter wünschte sich eine Tür zum dritten Geburtstag. Da war ich doch verblüfft, aber das kluge Mädchen hatte einen guten Grund: „Damit ich immer raus kann, wenn ich will!“ 

So eine Tür hätte ich auch gern. Raus aus einer Zeit, in der der Teufel nur noch einarmseliger Stümper ist, sobald Putin schläft, das wäre echt eine schicke Sache. Wahlweise ist der Bösewicht übrigens ersetzbar durch Erdogan, Kim Jong Un, Xi Jinping oder sonst einen Staatsverbrecher, der Ihnen in den Sinn kommt – gibt ja genügend Auswahl.

Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge, sprach der unnachahmliche Wilhelm Busch – man hört trotzdem nicht auf, welche zu haben, selbst nicht als alte Schachtel, jedenfalls in meinem Fall. Im Moment zum Beispiel empfinde ich den dringenden Wunsch, mit Eisenbahnschienen reinzuschlagen. Eine altertümliche Redewendung, zugegeben, passt also zu mir. 

Der fromme Wunsch hat sich am Samstag, den 11. Februar in mir geregt, als ich im „Südkurier“ ein Interview las mit einem Typen, dessen Namen ich jetzt absichtlich nicht nenne. Ich will dem Schweinehund doch nicht ein noch größeres Forum bieten, als er durch den Südkurier eh schon bekommen hat. Er lebt als „Steuernomade“ ohne festen Wohnsitz, was ihn der lästigen Pflicht enthebt, Steuern zu zahlen.

Was für ein erbärmlicher Dieb das in meinen Augen ist! Er gibt damit an, hunderttausend Euro im Monat zu verdienen und ist auch noch stolz auf seine dummdreist-arrogant- eigennützige Haltung, keine Steuern zu bezahlen, weil er sie als „Zwang“ empfindet. Ich muss zugeben, dass ich es ebenfalls als geradezu unerträglichen Zwang empfinde, gezwungen gewesen zu sein, diesem Schmarotzer als Steuerzahler ein Studium bezahlt zu haben – er hat in Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert – und ich hätte gern mein Geld zurück, und zwar von ihm, nicht vom Staat. Auch das Geld für die Infra-Struktur, die ich ihm als Steuerzahler zur Verfügung stelle, etwa wenn er zu seinen Vorträgen reist oder wenn seine Bücher ausgeliefert werden, ebenso das Geld, das für die Gewährleistung seiner Sicherheit draufgeht und wenn man ein bisschen überlegt, kommt bestimmt noch mehr zusammen – all dieses Geld, um das er den Staat im Lauf der Jahre betrogen hat, was könnte damit nicht an Sinnvollem gemacht werden. Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, dass es nicht die armen Teufel sind, die als die verabscheuungswürdigsten Schmarotzer den Staat – uns alle! – schädigen, sondern ganz andere Personen, die unter anderem auch noch den größten klimaschädlichen Fußabdruck hinterlassen, hier ein Original-Zitat aus dem Interview: „Allein 2022 habe ich um die 50 Länder besucht und bin 125 Mal geflogen. Ich genieße die Freiheiten, die dieses Leben mit sich bringt“.  Na, herzlichen Glückwunsch auch, weiterhin guten Flug.

Dass der Südkurier diesem Herrn auch noch ein Lesepublikum geboten hat, finde ich, milde gesagt, bedauerlich. Aber vielleicht empfanden sie es in der Redaktion als angenehme Abwechslung, den Lesern mal noch was anderes als nur Berichte über Fastnachtsveranstaltungen anzubieten, wer weiß das schon. Der Kerl, von dem die Rede ist, und der immerhin knapp sechs Monate im Jahr in Deutschland lebt oder zumindest leben darf, ohne steuerpflichtig zu werden, hat übrigens als Nachteil dieser Lebensform angegeben, dass man kein Kindergeld vom Staat bekommt, und das treibt einem doch echt die Tränen in die Augen. Ich hoffe, Sie sind so ergriffen wie ich! Wo ist diese Tür???

Ich habe noch einen Wunsch. Im letzten Newsletter der dehner academy habe ich in meiner Kolumne den Beweis angetreten, dass meine Texte nicht von ChatGPT oder sonst einer AI erstellt werden, sondern dass ich eigenhändig schreibe. Das war echt ein bisschen mühsam, weshalb ich jetzt den starken Wunsch hege, diesen Text zweitzuverwerten. Ich bitte alle, die den Text schon kennen, um Verzeihung, aber ich kann der Versuchung nicht widerstehen, ihn nochmal einzusetzen. Als Entschuldigung kann ich anführen, dass zum Beispiel auch große Komponisten sich immer mal wieder bei sich selbst bedient haben. Wie kann man einen Text als authentisch eigenständig garantieren? Indem man etwas schreibt, das (noch) kein Chatbot hinkriegt. In meinem Fall heißt das auf gut Neudeutsch „Back tot he roots“. Aber lesen Sie selbst:

Wie isch do druffkumme bin, uff des monnemerisch? Fascht hätt isch misch net getraut, isch sag’s wie’s is – es is nämlisch iwwerhaupt net äfach, monnemerisch in Schrift zu verwondle. Hochdeitsch schreiwe konn sogar so en bleeder Compuder, awwer rischtisch monnemerisch, des is ä Herausforderung, wie des heidzudag immer so schää heßt. Sie misse sisch uff jeden Fall e paar Laudde dezudenke, die gibts im Hochdeitsche gar net, so was ähnlisches wie Nasale, awwer halt net gonz. Unn der gonz schpezielle Singsong, vaschtehe Se, wie isch meen? Des kriegt jemond, wo net aus derre Gegend is, fascht net hie. Des is mer neilisch uffgfalle, wo isch so e Moderatorin g’hert hab, die vasucht hott, sisch als Monnemerrin auszugewwe. Es schoint grad voll im Trend zu soi, wie ma so schää sagt. Awwer unner uns, wenn des ä Monnemerin war, bin isch aus Minnsche. Hajo klaar, isch vaschteh des schunn, Monnemerisch adelt jedes Gschbräsch – awwer was die gemacht hott, des war doch kulturelli Oaignung (bei dem O weer jetz der Nasal ogebrocht, vunn demm ischs vorrin g’habt hab und des O schä offe, gell!). Kulturrelli Oaignung, hawwe Se des schummol g’hert? Des iss de neischte Quatsch, wenn Se misch frooge!

Kulturelli Oaignung, des is, wenn enner was macht, wasemm sozusage nett vunn Geburt aus mitgewwe worre is. Also, wenn der Long Long uffm Klavier Mozart schbielt, zum Beischbiel, schtatt uffere schinesisch Pipa, des is e klassisches schinesisches Inschtrument, die Pekingoper zu klimpere. Vaschte’e du isch’s ehrlisch gsagt nett so rischdisch, weil isch find, der schbield klasse, awwer was willschn mache, so sinn jetz grad die Zeidde. Graad guud, dass die arm Joy Fleming des nimmeer hott erlewe misse, ihrn scheene Blues „Iwwer die Neckarbrigg“ hett die wahrschoinlisch gar nimmeer singe derfe, die hedde se iwwerall ausgelade: känzl kaltscher, noch so ebbes! Soon Blues is dem Monnemer jo net direggt in die Wieg glegt. Dabbisch, wenn misch froogsch, awwer alla guud, liggt jo on uns selwer, ob mer do mitmache oder net.

Jaha, ich kann nicht nur perfekt ausländisch…Sagen Sie mir jetzt nicht, dass Sie schon Bekanntschaft mit einem Chatbot, intelligent oder nicht, gemacht haben, der das auch hingekriegt hätte. Ein letzter Wunsch noch für heute: Ich wünschte, der Frühling käme bald – ich habe so die Nase voll vom Winter!

Bild von Michi from Pixabay
4 Kommentare
  • Die hintere Türe, unten geht direkt zum Frühling!
    Du kannst ja echt Fremdsprachen. Das würde ich gerne mal live von Dir hören.

    • Lieber Bruno, ich lese ihn dir bei Gelegenheit gern mal vor. Und du hattest völlig recht, diese hintere Tür führt zum Frühling. Jetzt, wo du mich darauf hingewiesen hast, ist das Wetter gleich viel milder geworden…

  • Hansjörg Reichert Februar 27, 2023 um 12:43 pm

    Klar das es wärmer wurde, wir haben an der Fasnet doch den Winter ausgetrieben, leider war das mit der teufelsaustreibung nicht ganz so erfolgreich!

    • Tja, wenn man heute aus dem Fenster schaut muss man traurig erkennen, dass das mit dem Winteraustreiben auch nicht so nachhaltig, wie man heute zu sagen pflegt, erfolgreich war, obwohl die Narren wirklich alles gegeben haben, mehr kann man nicht verlangen. Der gute Wille zählt! Und vom Teufelsaustreiben sollte man vielleicht eh die Finger lassen, es geht so selten gut. Ich fürchte, fast auf jeden Teufel, den man ausgetrieben hat, kommen zwei neue, die noch schlimmer sind.