Noch weiß ich nicht genau, wie ich alles, was mir für diesen Blog-Beitrag so durch den Kopf geht, in eine übergeordnete Fassung, so eine aus einem Guss, bringen soll. Man möchte als Autor, respektive Autorin, ja immer gern eine Erkenntnis von bleibender Schönheit erzeugen. Und jetzt, Sie haben es bei dem Wort „respektive“ vielleicht bereits erraten, bin ich schon mitten drin in meinem Kopf-Salat zum Thema: das Gendern.
Wir hatten es davon ja schon einmal ganz am Anfang unserer „Bekanntschaft“, wenn ich das so nennen darf, in einem der ersten Beiträge. Am Samstag, den 21. November im Jahre 1 von Corona, beglückte mich der „Südkurier“, wie schon so oft, mit einer Erkenntnis von bleibender Schönheit. Da titelte es nämlich (keine Sorge, ich habe diese Formulierung bewusst gewählt): „Täterinnen sind meist Frauen“. Tja also, wie sage ich das nun meinem Kinde? Lieber Südkurier, hämmere es dir ein für alle Mal in dein geschlechtsneutrales Hirn: Täterinnen sind immer Frauen! Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mich würde es jedenfalls schwer überraschen in der Zeitung zu lesen „Täterin war ein Mann“.
Ach Göttin, das mit dem Gendern ist halt ein weites Feld voller Tretminen. Neulich dachte ich ernsthaft darüber nach, was eigentlich ein „Innenrat“ ist. Es hat mich längere Zeit beschäftigt, neben der Frage, ob es auch einen Außenrat gibt, von dem allerdings nicht die Rede war. Kann man sich das irgendwie analog zum Innen- und Außenministerium vorstellen? Und welche Aufgaben haben die Bürger dabei? Sollen sie aufpassen, dass im Innern die Neonazis nicht unheilige Allianzen mit Terrorislamisten eingehen, um unsere liberale Demokratie zu zersetzen – eine sehr reale Gefahr, und darüber will ich auch echt keine Witze machen.
Oder soll der Innenrat dafür sorgen, dass auch unter Corona-Einschränkungen, über die ich ebenfalls keine Witze machen will, die vielzitierte und vielbeschworene deutsche Innerlichkeit nicht samt „Oje du fröhliche“ flöten geht? Jedoch, wie gesagt, keine Witze über Corona-Beschränkungen, denn „watt mutt, datt mutt“, wie der Norddeutsche ebenso knapp wie treffend sagt. Man könnte es mit dem in diesem Jahr vielzitierten Hegel auch philosophisch ausdrücken: „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“ Wenn diese Einsicht bei Menschen nicht vorhanden ist, die nicht davor zurückschrecken, sich mit den oben erwähnten Neonazis, Rechtsradikalen, Reichsbürgern und anderen verwirrten Hohlköpfen auf die Straße zu stellen, weil sie sich einbilden, damit ihre „Freiheit“ hochzuhalten, dann sollten sie vielleicht ihre intellektuellen Fähigkeiten einer skrupulösen Prüfung unterziehen. Und ob es wirklich keine anderen Möglichkeiten gibt, ihre unter Umständen berechtigten Bedenken zum Ausdruck zu bringen, ohne sich mit dem genannten Pöbel gemein zu machen.
Sternchen, nicht nur zur Weihnachtszeit
Aber zurück zum Innenrat: Verschärftes Nachdenken brachte mich schließlich auf die Lösung. Der „Bürger-Innenrat“, Sie ahnen es, ist der lächerliche Versuch, die Gender-Sternchen in gesprochene Sprache zu übertragen. Nun, der unvergleichliche Tucholsky hat gewusst und zum Glück auch geschrieben „Eine Sage ist keine Tue“, womit er vollkommen Recht hatte. Ich möchte dieses ewige Wort (ich sage nur „Erkenntnis von bleibender Schönheit“) etwas zeitgemäß abwandeln in „Eine Schreibe ist auch keine Sage“. Schriftsprache und gesprochene Sprache sind nun mal zwei Paar Stiefel. Leider wird seit Kurzem häufig versucht, eine Hybrid-Version, um ebenfalls im Mode-Sprech zu bleiben, dieser beiden Spracharten zu erzeugen. Und zwar zum Beispiel von Nachrichtensprechern und anderen Menschen wie Politikern und Politikerinnen, denen es offenbar wurscht ist, wie bescheuert sie sich anhören. Ich meine, wenn man sich etwa bei Aktivist-Innen fragt, ob die eventuell auch außen aktiv sind, hört sich der Spaß doch langsam auf, oder?
Damit man mich nicht falsch versteht, ich bin absolut dafür, die Frauen nicht unter den Teppich zu kehren – der wirft davon so hässliche machohafte Falten. Aber so viel Zeit, „Bürgerinnen und Bürger“, „Aktivistinnen und Aktivisten“, „Politikerinnen und Politiker“, ja selbst, gehen wir ins Reich der Fabel „Chefinnen und Chefs“ zu sagen, muss doch sein. Soviel Zeit ist ja auch vorhanden, ganz objektiv, probieren Sie es aus, das dauert nur minimal länger als die dämliche Kunstpause, da beißen die Maus und auch der Mäuserich keinen Faden ab.
sehr schön auch „Erfinder/Siefinder“