Nein, man fasst es nicht! Und man hat Angst, was daraus wird. Nichts Gutes vermutlich, jedenfalls für den Rest der Welt, wenn freiwillig mit überwältigender Mehrheit ein gewaltbereiter Verbrecher gewählt wird. Es gibt ein interessantes kleines Buch von Gerald Hüther „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“. Es ist schon über zwanzig Jahre alt, aber immer noch lesenswert. Darin beschreibt Hüther ein Experiment, das mit Ratten durchgeführt wurde. Es ging dabei um die Weitergabe einmal erworbener Fähigkeiten und Leistungen von einer Generation zur nächsten. Das zu vermögen, ist sozusagen die Grundlage der kulturellen Evolution und keineswegs nur uns Menschen eigen. Das können auch Ratten.
Das Experiment, um das es geht, beschreibt folgendes:
Bei im Labor gehaltenen Ratten fällt immer wieder auf, dass es Rattenmütter gibt, die sich sorgsam und gut um ihre Jungen kümmern, während andere das nicht tun. Die sind in der Hinsicht ziemlich schlampig, bauen kein richtiges Nest, lassen die Jungen häufig allein und fressen sie manchmal sogar auf. Wenig überraschend ist es so, dass die Rattenmädchen, die das Glück hatten, von einer „guten Mutter“ aufgezogen zu werden, ihrerseits zu guten Müttern heranwuchsen, während die anderen sich zu genauso schlechten Müttern entwickelten, wie es ihre Vorbilder waren. Dieser Effekt trat unabhängig davon ein, wer die jeweiligen genetischen Mütter waren, das heißt, er zeigte sich auch, wenn man jeweils die Hälfte der Brut gleich nach der Geburt vertauschte. Es ist also eindeutig ein Lerneffekt, keine genetische Disposition.
Nun sollte man meinen, schreibt Hüther, dass für Ratten, die nicht im Labor, sondern in Freiheit leben, keine großen Chancen bestünden, diese „Fähigkeit“, eine Rabenmutter zu sein, über mehrere Generationen an die Nachkommen weiterzugeben. Das stimmt jedoch nicht unbedingt, denn, ich zitiere Hüther: „bei schlechten Müttern aufgewachsene Ratten sind nämlich, auch wenn einige ihrer Geschwister bereits als Junge aufgefressen wurden, als erwachsene Tiere einfacher strukturiert und stärker instinktgeleitet. Sie sind kampfbereiter, brutaler und deshalb vor allem als männliche Tiere auch sexuell erfolgreicher. Die Verschaltungen in ihrem Gehirn sind primitiver, weniger komplex und nicht so stark vernetzt. Immer dann, wenn es auf schnelle, eindeutige und konsequente Reaktionen ankommt, ist eine Ratte mit einem solch einfach strukturierten Gehirn im Vorteil….Sobald die Kolonien groß genug sind, werden sich diejenigen durchsetzen und am stärksten vermehren, deren Gehirn einfacher strukturiert ist.“
Wenn Sie jetzt „Ratte“ durch einen Namen Ihrer Wahl ersetzen, verstehen Sie vielleicht besser, wie es dazu kommen konnte, dass ein erkennbar einfach strukturiertes Gehirn solch einen durchschlagenden Erfolg hat. Auch die große Frage, die man sich immer wieder stellt: „Wie kann es sein, dass immer wieder ausgerechnet die verbrecherischen Narzissten nach ganz oben kommen?“ findet plötzlich eine erschreckende Antwort „It’s the brain, stupid!“ und zwar das brutale, einfach strukturierte, kampfbereite.
Ich möchte zum Abschluss noch einmal Hüther zitieren: „Um den Umsichtigeren auf Dauer eine Chance zu geben, müssten sich die Regeln verändern, die das Leben in einer Kolonie bestimmen, und zwar so, dass nur noch diejenigen Tiere, die besonders umsichtig, besonders lernfähig und besonders feinfühlig sind, auch genug zu fressen finden, drohende Gefahren abwenden, einen Fortpflanzungspartner gewinnen und ihre Nachkommen aufziehen können. Solche Veränderungen ihrer Lebensbedingungen hat es während der gesamten Entwicklungsgeschichte von Ratten nie gegeben.“
Wir sind zum Glück keine Ratten. Wir sollten alles daransetzen, unsere Lebensbedingungen nicht in die Hände von Menschen mit erkennbar einfach strukturierten Gehirnen zu geben, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen und diese mit der ihnen eigenen Brutalität durchsetzen wollen.
Bringe das mal den Wählern mit einfach strukturiertem Hirn bei. Das ist leider die Krux.
Hannes